Programm – Tag 2

Programm 2. Tag

Besuch des evangelischen Stadtklosters Segen im Prenzlauer Berg. Wer den Innenhof dieser Kirche betritt, hätte ihn vor einigen Jahren nicht wieder erkannt. Grau und verkommen sah die Fassade aus. Die verfallene Kirche hat ihren Staub heute jedoch abgeschüttelt und hat ein zweites Leben bekommen. Die Schweizer Kommunität Don Camillo führt seit 2007 die alte evangelische Segenskirche zur neue Blühte und gestaltet sie zur spirituellen Stadtoase mit einem vielfältigen und attraktiven Angebot um.

Was es zu hören gibt: Zeitzeugen und heutige Mitglieder der evangelischen Kommunität sprechen über eine ausgeblutete Gemeinde, deren Kirche und Gemeindeleben schon in den 80er-Jahren zerfiel; den Neustart mit der Schweizer Kommunität Don Camillo 2007; das Konzept und Spiritualität eines evangelischen Stadtklosters; das Kloster als Oase der Stille für gestresste Berliner und erfolgreiche Angebote heute.

Die Zionskirche in Berlin-Mitte: Dieses geschichtsträchtige Monument ist einer der Hauptstationen dieser Stadtführung. Sie ist im Innern größtenteils unsaniert, was ihr einen eigentümlichen Charme verleiht. Wer hier den Boden betritt, taucht buchstäblich ein in ein lebendiges Geschichtsbuch: Hier predigte einst Dietrich Bonhoeffer, die DDR-Opposition  betrieb in den 80er-Jahren ihre legendäre „Umweltbibliothek“ (Samisdat-Kultur) und auch ein Punk-Konzert 1987 brachte die Kirche in den Schlagzeilen. Ein Hauptaugenmerk hier liegt deshalb auf der Widerstandskultur. Auch diese Kirche hat sich 1989 mit Kunst, Kultur und spezifischen Gottesdienstangeboten ganz neu erfunden.

Was es zu hören gibt: Zeitzeugen sprechen über die Zionskirche in den 80er-Jahren und die Bedeutung der Umweltbibliothek; das Gemeindeleben/das Christsein in der DDR im Schatten der Mauer; die Bedeutung von Dietrich Bonhoeffer damals und heute und über das erfolgreiches Beispiel einer „Mit-Mach-Kirche“ heute.

Zur Rast empfiehlt sich: Die „KAPELLE“. Die erste Kneipe, die 1990 am Zionskirchplatz entstand, ist berühmt für ihren vorzüglichen Flammkuchen.

In der Naunynstrasse 60 in Kreuzberg befindet sich der Ort, wo der Jesuit Christian Herwartz in den 70er-Jahren die „Jesuiten-Kommunität“ gegründet hatte. Um zu ihr zu gelangen, muss man an der Punker-Kneipe «Trinkteufel – Tor zur Hölle» vorbei. Christian Herwartz setzte sich hier für Randständige aller Art ein. Der Jesuit Franz Keller war die erste Kontaktperson der Reiseleiterin, als sie 1990 nach Kreuzberg kam. Hier lernte sie auch das Projekt „Straßen Exerzitien“ kennen. Die Nachfolger von Christian Herwartz führen die WG in seinem Geiste fort.

Allein schon der Weg zur Jesuiten-WG über die Oranienstrasse ist äußerst sehenswert und geschichtsträchtig: David Bowie spielte in den 70er-Jahren hier in Clubs und nahm in den Hansa-Studios drei Alben auf. Damals ist die Street-Art omnipräsent, heute mit auffällig vielen religiösen Motiven. In diese Gegend zieht es heute das Partyvolk aus ganz Europa. Noch in den 80er-Jahren war Kreuzberg der verlotterte Hinterhof der Mauer.

Was es zu hören gibt: Die Nachfolger von Christian Herwartz sprechen über die Entstehung der Jesuiten-WG; das Leben im Schatten der Mauer im Kreuzberg der 80er-Jahre; die Arbeit mit Randständigen damals und heute; das Projekt „Straßen-Exerzitien“ und die besondere Spiritualität dieses Ortes. Die Reiseleiterin, die das Leben in der „Jesuiten-WG“ gut kennt, spricht über ihre persönlichen Erfahrungen und wie sich das Leben in Kreuzberg durch den Zuzug von hippen Neu-Berliner verändert.

Nur wenige Gehminuten von der „Jesuiten-WG“ befindet sich die St. Michaels-Kirche. Das Gotteshaus sieht noch immer aus wie ein Provisorium. Wer seine Geschichte kennt, weiß, warum: Am 13. August 1961 wurde die katholische Gemeinde quasi über Nacht durch den Mauerbau geteilt. Die Ost-Michaeliten feierten nun in der DDR Gottesdienst in einer verfallenden Ruinenkirche, die West-Michaeliten in Kreuzberg, wo sie eine neue Kirche errichten mussten. Beide Hälften fanden in 28 Jahren Teilung nie mehr zusammen. Seit einigen Jahren belebt die katholische Jugendkirche St. Michael-West wieder.

Was es zu hören gibt: Zeitzeugen sprechen über den Mauerbau 1961 und die Spaltung von St. Michael in Ost und West-Gemeinde und die Geschichte einer Gemeinde, die in 28 Jahren Teilung nicht mehr zusammen fand.

Kulinarischer Ausklang der Tour im „Kreuzberger Himmel“ oder in einem Restaurant ihrer Wahl.